dApps – dezentralisierte Applikationen
dApps in Kürze
- Eine dApp ist eine Blockchain-basierte Anwendung.
- Zur Abgrenzung von klassischen Anwendungen existieren weitere Kriterien, wie zum Beispiel der Open -Source-Charakter.
- Manche dApps, wie zum Beispiel Kryptowährungen, haben eine eigenen Blockchain.
- Andere, wie Augur, bauen auf einer bestehenden Blockchain oder Anwendung auf.
Was sind dApps?
dApps steht für "decentralized Apps", also dezentralisierte Applikationen. Dazu zählen im Grunde genommen alle Anwendungen, die auf Distributed Ledger Technologie basieren. Im weitesten Sinne ist damit jede Kryptowährung eine dApp.
Wie alle DLT-Projekte speichern dApps - ausgesprochen "Di-Apps" - ihre Daten und Transaktionen auf der Blockchain. Dazu nutzen sie Proof-of-Value-Konzepte wie Proof of Work und Proof of Stake.
Kriterien für dApps
Der Begriff dApp umfasst eine große Bandbreite von Applikationen. Nichtsdestotrotz muss eine Anwendung bestimmte Kriterien erfüllen, um die Bezeichnung zu verdienen.
dApps haben folgende Eigenschaften:
- Die Anwendung ist Open Source, die Entwicklung Community-getrieben.
- Durch die dezentralisierte Entwicklung und Speicherung gibt es keine Mehrheiten. Entscheidungen trifft die Community mit der Erreichung eines Konsens.
- Alle Daten sind kryptographisch in einer Blockchain gespeichert.
- Tokens ermöglichen Zugang und Belohnungen. Die Tokens können dabei entweder der App zu eigen sein oder von einer bestehenden Kryptowährung stammen.
- Tokens werden nach einem kryptographischen Schema generiert, basierend auf einem eindeutig definierten Konsensverfahren.
Weicht eine Anwendung in einem Punkt ab, fällt sie streng genommen aus der Mantelbezeichnung "dApp" heraus. Die Praxis zeigt allerdings, dass viele als dApps bezeichnete Anwendungen nicht dezentral, sondern von einem Unternehmen entwickelt werden.
Kategorien von dApps
dApps lassen sich in verschiedene Arten unterteilen. Zum einen unterscheiden Krypto-Enthusiasten nach der Nutzung einer Blockchain. Zum anderen splitten sich dApps in verschiedene Finanzierungsmechanismen auf.
Nutzung der Blockchain
dApps können eine eigene Blockchain haben. Bestes Beispiel hierfür sind die zahlreichen Kryptowährungen mit Blockchain-Technologie.
Alternativ bauen dApps auf einer bestehenden Blockchain auf. Eine der meistgenutzten Blockchains in dieser Hinsicht ist die von Ethereum. Die Plattform und die Begleitwährung Ether wurden sogar spezifisch für den Zweck der dApp-Entwicklung ins Leben gerufen.
Neben dieser Form existiert eine weitere: dApps bedienen sich eines bestehenden Protokolls, sprich einer bereits laufenden dApp. In diesem Zusammenhang wird meist das SAFE Network zitiert. Es beruht auf der Anwendung Omni.
Sinnbildlich sind dApps der Kategorie I mit einem Betriebssystem, dApps der Kategorie II mit einem Browser und DApps der Kategorie III mit einer SaaS-Lösung im Browser vergleichbar. Demgemäß existieren wenig Applikationen vom Typ I und viele vom Typ III.
Finanzierung von dApps
Dezentralisierte Anwendungen finanzieren sich auf drei Wegen. Beim Mining erhalten die Community-Mitglieder Belohnungen, die die App im Betrieb halten. In der Fundraising-Lösung erhalten die Vorfinanzierer Tokens als Gegenleistung (siehe ICO) . Und durch das Development-Prinzip finden geminete Coins vorrangig für die weitere Entwicklung Verwendung.
Wo kommen dApps zum Einsatz?
dApps haben, wie alle Blockchain-Projekte, ein breites Einsatzspektrum. Vom Datenspeicher über den Verleih von ungenutzten Ressourcen bis hin zum Gesundheitswesen ist alles vertreten. Es gibt praktisch keine Grenzen.
Beispiele für dApps
Zu den bekanntesten dApps zählen Projekte wie Golem, Augur oder CryptoKitties.
- Golem ermittelt ungenutzte Computerleistung und ermöglicht Entwicklern Zugang dazu. Es baut auf einer bestehenden Blockchain auf und zählt damit zur Kategorie II.
- Ebenfalls vom Typ II ist Augur. Mit dieser dApp können Nutzer Vorhersagen über den Ausgang zukünftiger Ereignisse machen.
- Siacoin hingegen ordnet sich in die Kategorie I ein. Das Projekt verbindet Besitzer von Hardware-Speicher mit Nutzern, die Speicherplatz benötigen.
Ein Großteil der aktuell verfügbaren dApps sind allerdings Spiele.
Einen guten Überblick über die verschiedenen aktuell nutzbaren Ethereum dApps bietet Dappradar.
Top 15 Ethereum dApps nach Usern, Quelle: www.dappradar.com (Stand April 2018).
dApp entwickeln
Wer selbst eine dApp entwickeln möchte, ist gut daran bedient, über den Tellerrand zu schauen. Denn viele Plattformen und Projekte haben eigene Programmiersprachen. Das bekannteste Beispiel ist Solidity von Ethereum.
Bevor es an die eigentliche Entwicklung geht, sollte das Team ein Whitepaper schreiben. Es trägt dazu bei, das Konzept zu erklären und Unterstützung in der Community einzuholen. dApps leben von der Konsensfindung in einer erweiterten Gemeinschaft. Nur wenn Entscheidungen dezentral getroffen werden, lässt sich die Anwendung auch wirklich als dApp bezeichnen.
Alle weiteren Schritte ähneln einem ICO. Das Team macht das Projekt durch eine sorgfältig geplante Kommunikationsstrategie bekannt. Der Token Sale gibt daraufhin die "Anteile" an die Community heraus.
- Beim Mining-Prinzip erstellen die Projektleiter ein Software Referencing Programm.
- Fürs Fundraising wird eine Wallet Software entwickelt.
- Findet das Development-Vorgehen Anwendung, entwerfen sie ein Arbeitsteilungssystem.
Je mehr und besser Tokens verteilt sind, desto dezentraler ist die dApp. Sobald der Token Sale eine Finanzierung in ausreichender Höhe eingebracht hat, kann die Programmierung starten.
Rechtlicher Hintergrund
Die Grundlagen des Internet- und Medienrechts wurden vor Jahrzehnten entworfen. Zu diesem Zeitpunkt exisitierten andere Bedingungen als heute, zu Zeiten der Blockchain-Technologie. Hinzu kommt, dass sich die Rechtsgrundlagen verschiedener Länder stark unterscheiden können - eine Herausforderung in einer globalisierten Welt.
Entsprechend debattiert sind die Rahmenbedingungen von dApps. Nichtsdestotrotz haben sich ein paar Standards etabliert. Die Lizenz einer dApp muss Open Source sein, da der Community sonst die Beteiligung verwehrt wäre. Die "Leistungen" beziehungsweise der Output einer dezentralisierten Anwendung werden als digitale Güter angesehen. Mit ihren dApp-Tokens erwerben Käufer den Zugang zu diesen Assets.
Obwohl die Anwendungsentwicklung Community-fokussiert ist, steht hinter vielen dApps eine Non-Profit-Organisation. Eine solche Struktur vereinfacht die Verwaltung und trägt dazu bei, Repräsentation bei Entscheidungsträgern zu schaffen.
Vor- und Nachteile von dApps
dApps haben aufgrund ihrer vielfältigen Einsatzsmöglichkeiten kaum Nachteile. Aktuell ist die vordergründigste Schwäche wahrscheinlich der fehlende Zugang der breiten Bevölkerung. Das haben dApps aber mit allen Blockchain-Szenarien gemeinsam. Grund ist vor allem die teilweise noch nicht optimale Nutzerfreundlichkeit.
Dezentralisierte Anwendungen helfen dabei, Projekte Community-bezogen zu realisieren. Komplexen Fragestellungen begegnen sie mit einfachen Mitteln. Sie sind Open Source, demokratisch und gehören keinen Einzelpersonen, Firmen oder Konzernen. Jeder, der an einer dApp beteiligt ist, hat einen Stake und damit ein Interesse daran, dass die Anwendung erfolgreich ist.