Teil 7: Wie verwalte ich meine Kryptowährungen sicher?

Digitale Güter sind schutzbedürftig

Kryptowährungen stehen als digitale Assets für einen bestimmten Wert. Während sich Aktienbriefe, Autos oder Goldbarren „physisch“ aufbewahren lassen, ist das bei Kryptowährungen nicht der Fall.

Tatsächlich “lagern” die Coins auch gar nicht in der eigenen Domäne, sondern deren Zugriffsmöglichkeiten beziehungsweise die Indikatoren für deren Besitz. Das sind beispielsweise die Schlüsselpaare, mit denen Besitzer auf die Coins zugreifen können.

Wo sonst der Safe und das Schließfach bei der Bank zum Einsatz kommen, müssen bei Kryptowährungen also andere Mechanismen her.  Kurz gesagt: Die digitalen Besitztümer sind vor Angriffen und Diebstahl zu schützen. Umso wichtiger ist es, alle zur Verfügung stehenden Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen. Dazu sind folgende Schritte hilfreich.

Schritt 1: Präferenz ermitteln

Lange Jahre folgten Krypto-Fans einer einfachen Daumenregel. Besitzer waren gut damit beraten, alle nicht benötigten Coins von den Börsen abzuziehen. So waren in den Börsenwallets immer genügend Coins vorhanden, um geplante Käufe und Verkäufe durchführen zu können.

Die Begrenzung auf das Minimum in diesen Wallets lag darin begründet, dass Börsen in unregelmäßigen Abständen Opfer von Hacks wurden und Angreifer teilweise beachtliche Summen erbeuteten.

Mittlerweile hat sich dieses Bild gewandelt. Die meisten Börsen haben stark investiert, um ihre Systeme abzusichern, beispielsweise durch Einführung von cold storage. Coins gelten bei den etablierten Anbietern daher als größtenteils sicher hinterlegt.

Für Besitzer bedeutet das, dass sie sich ihrer eigenen Präferenzen bewusst sein sollten. Bevorzugen sie es, ein großes Reservoir an Coins für spontane Handelsaktionen auf den Börsen bereit zu haben? Möchten sie ihre Coins ohne Zwischenschritt einsetzen, zum Beispiel zum Verdienen von Zinsen oder für Zahlungen per Kreditkarte? Oder empfinden sie es als einfacher, wenn sie ihre Coins per eigener Hardware verwalten können?

Schritt 2: Verteilung einschätzen

Besonders die autonome Verwaltung von Assets (“be your own bank”) erfordert ein gewisses Maß an Praxis, bis deren Absicherung routiniert abläuft.

Für Anfänger kann es aus diesem Grund Sinn ergeben, zunächst alle oder einen Großteil der Coins auf der Kaufbörse zu belassen. Ein kleinerer Anteil (ca. 5 – 10 %) kommt per Browser Wallet, mobilem Wallet oder per Kreditkarte zum Einsatz. Mit diesem Kontingent können Krypto-Neulinge ihre ersten Schritte machen und mit der Zeit mehr Sicherheit gewinnen.

Fortgeschrittene verteilen ihre Coins zunehmend über verschiedene Dienste und Wallets. Dies ist meist die Phase, in der Besitzer zum ersten Mal Hardware Wallets testen. Die genaue Vorgehensweise ist weiter unten beschrieben.

Experten kennen ihr eigenes Profil so gut, dass sie bei der Verteilung strategisch vorgehen. Beispielsweise ermitteln sie, welche Plattform und Coins ihnen den besten Nutzen gibt und gehen entsprechend vor.

Schritt 3: Wallets auswählen

Die Auswahl der bestmöglich geeigneten Wallets hat für jeden Krypto-Besitzer oberste Priorität. An dieser Stelle ist ausdrücklich die Mehrzahl zu unterstreichen. Denn wie bei Fiat-Währungen legen Besitzer besser nicht das gesamte Vermögen in einen einzigen Geldbeutel. Das streut das Risiko und sichert vor Verlust (Diebstahl, Gerät kaputt, etc.).

Inwiefern ein Wallet als sicher gilt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen lassen sich Wallets in „hot“ und „cold storage“ unterscheiden. Ersteres bezeichnet einen Ablageort, der ständig mit dem Internet verbunden und damit anfällig für Hacks ist. Letzteres steht für Wallets, die temporär oder gar nicht Verbindung zum Internet aufbauen. Zum anderen bedingt sich der Wallet-Typus stark durch das genutzte Endgerät und den Verwendungszweck sowie den Sicherungsmechanismen. Die meisten Börsen setzen, zumindest bei einem Teil der Assets, auf cold storage.

Alle Wallets mit cold storage gelten als sicher vor Hacks. Dazu zählen Hardware und Paper Wallets. Das Hardware Wallet funktioniert ähnlich wie ein USB-Stick. Besitzer übertragen den Zugang zu ihren Coins auf das externe Gerät. Nur, wenn eine Transaktion ausgelöst werden soll, verbindet sich das Gerät mit dem Blockchain-Netzwerk. Doch nicht jedes Hardware Wallet erfüllt auch alle Sicherheitskriterien und kann automatisch jegliche Art von Coins und Tokens speichern. Eine Übersicht empfehlenswerter Wallets gibt es hier.

Paper Wallets bestehen, wie der Name bereits besagt, aus Papier. Sie sind ein probates Mittel, um den Zugang zu den Coins, sprich den Private Key, vom Netz zu nehmen. Das bringt aber auch Nachteile mit sich. Ist das Stück Papier verloren, der den Private Key enthält, fallen auch die Coins unwiderruflich weg.

Für Besitzer, die Kryptowährungen ausschließlich aus Investitionsgründen kaufen und sie nicht im Alltag verwenden, reicht die Kombination aus Hardware und Paper Wallet plus das Depot auf Exchanges.

Etwas unsicherer, aber dafür bequemer sind Online und Mobile Wallets. Ohne sie geht es weder auf den Börsen noch im mobilen Zahlungsverkehr. Die tagtägliche Zahlung von Gütern stellt im Bereich Bitcoin & Co. zwar noch lange nicht den Regelfall dar. Für Transaktionen oder Investitionen können Nutzer jedoch ein Polster an Coins in diesen Wallets ablegen.

Schritt 4: Wallets absichern

Darauf zu bauen, dass mit den Coins in den selbstverwalteten Wallets nichts passieren kann, ist ein Trugschluss. Jedes Wallet ist nur so sicher wie die Maßnahmen, die zu seiner Absicherung ergriffen werden.

Als oberste Regel gilt, komplexe Passwörter zu benutzen. Wer Assets von einem bestimmten Geldwert mit 12345 oder abcde „sperrt“, öffnet Hackern Tür und Tor zu den Coins. Passwörter lassen sich mit Passwortmanagement-Programmen verwalten oder in einer verschlüsselten Cloud hinterlegen. Hinzu kommt, dass Software und Wallets regelmäßig aktualisiert werden sollten.

Alle Wallets verfügen über eine Kombination von Private und Public Keys. Das Schlüsselpaar enthält die für jeden Nutzer exklusive Zugangsmöglichkeit zu den Coins (Private) sowie die öffentliche „Überweisungsadresse“ (Public). Gerade weil mit dem Private Key beziehungsweise Seed auch die Signatur für Transaktionen und die verbundenen Coins verloren gehen, ist die sichere Aufbewahrung oberste Priorität. Sicherheitskopien an verschiedenen Speicherorten, die offline und/oder verschlüsselt sind, helfen im Fall von Verlust bei der Wiederherstellung. Das kann in der simpelsten Ausprägung sogar der Notizzettel im Schrank sein.

Benötigen Transaktionen die Zustimmung mehrerer User, richten sie am besten eine Multisignatur-Variante ein. Diese Erlaubnisabfrage funktioniert ähnlich wie ein gemeinsames Ehekonto: Nur wenn beide oder mehrere Parteien die Überweisung genehmigen, wird sie ausgeführt. Viele Kryptowährungen bieten diese Option an.

Das sicherste Wallet ist aber immer noch das, von dem keiner weiß. Krypto-Neulinge sollten sich in jedem Fall mit Aussagen zu ihren Besitzverhältnissen zurückhalten.

Was, wenn der Zugang zu den Kryptowährungen verloren geht?

In den Medien ist es immer wieder zu hören: Festplatten mit dem Schlüssel zum Bitcoin-Vermögen gehen verloren, Wallets müssen aufgrund laxer Sicherheitsvorkehrungen Hacks standhalten oder Passwörter werden vergessen.

Ist der Schlüssel verloren, erlischt damit auch unwiderruflich die Möglichkeit, an die Kryptowährungen zu kommen. “Be your own bank“ bringt auf der einen Seite immense finanzielle Souveränität. Auf der anderen Seite setzen sich Besitzer aber leider erhöhtem Risiko aus.

Testament

Kryptowährungen sind Wertgegenstände und gehören zum digitalen Erbe. Daher ist es empfehlenswert, sie im Testament aufzuführen und Instruktionen zu den Zugangsmöglichkeiten zu hinterlassen. Besonders letzteres wird nicht selten vergessen und hat zu unsicheren Vermögensverhältnissen unter Erben geführt.

Zukünftig: Versicherung?

Dezentralität und Unabhängigkeit von institutionellen Stellen stellen die ursprünglichen Prinzipien von Kryptowährungen dar. Nichtsdestotrotz finden sie über Bitcoin-ETFs, Futures und DeFi langsam und stetig Eingang in das institutionalisierte und individualisierte Finanzwesen. Es stellt sich nun die Frage, inwiefern die Abdeckung durch Versicherungen garantiert ist.

Anders als bei Geldeinlagen wie Tagesgeld oder Festgeld existiert für Kryptowährungen kein Sicherungsfonds oder Rettungsschirm. Auch eine private Hausratversicherung würde den Verlust nicht absichern.

Wo private Anleger leer ausgehen, haben Geschäftsleute mehr Glück. Erste Anbieter aus dem Ausland haben mittlerweile Produkte im Portfolio. Sie stecken allerdings noch in den Kinderschuhen und decken nur die wenigsten Ernstfälle ab, wie zum Beispiel Mitarbeiterdiebstahl. Der Verlust durch eigene Fahrlässigkeit beziehungsweise einen Hack ist nicht abgesichert, genauso wenig wie Kursschwankungen. Alle Kunden sind verpflichtet, regelmäßige Backups zu machen.

Bis Kryptowährungen Eingang in den privaten Versicherungsbereich finden, wird es wohl noch dauern. Auch hier bleibt spannend zu sehen, ob sich die Lösungen zentral oder dezentral über Blockchain-Anwendungen ergeben.

Disclaimer: Der Handel mit Kryptowährungen birgt ein hohes Risiko und kann bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen. Keine der hier aufgeführten Informationen sind als Anlageberatatung zu verstehen. Alle genannten Kurse sind ohne Gewähr. Bitte beachten Sie dazu auch den den Haftungsausschluss im Impressum.
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