Bitcoin als Investition
In aller Kürze
- Bitcoin hat noch nicht genug Geschichte um den Kauf wirklich als Investitionen zu betrachten. Besser wäre der Begriff “Spekulation”
- Auf keinen Fall würden wir daher empfehlen einen Betrag zu investieren, der im Falle eines Totalverlustes sehr weh tun würde (z.B. Ihre Rente)
- Die letzten Jahre haben aber gezeigt, dass hier eine komplett neue Anlageklasse entsteht die das Potential hat einen großen Anteil an der weltweiten Vermögensverteilung einzunehmen.
- Entscheidend ist, welche Chance man Bitcoin (oder anderen Währungen) einräumt, dass dies passiert und wie hoch die Gefahr für ein Totalverlust ist.
- Je nach Risikoempfinden kann es sich lohnen einen kleinen Teil seines Vermögens in Bitcoin zu stecken.
- Zum Kaufen von BItcoin empfehlen wir aktuell Bitpanda und Bitvavo
Bitcoin – Das schnelle Geld?
Jeder hat sie gehört: Die Geschichten von Bitcoin-Fans, die schon sehr früh an die Zukunft von Kryptowährungen geglaubt haben und mit Bitcoin reich geworden sind. Eine Pizza, die (nach heutigem Preis) für hunderte Millionen Euro mit Bitcoins bestellt wurde, ein Brite der seine Bitcoin-Festplatte versehentlich weggeschmissen hat (auch über 100 Mio.), die Winklevoss-Zwillinge, die durch Bitcoin sogar zu Milliardären geworden sind.
Bitcoin war von 2011 bis 2019 mit der Ausnahme von 2014 und 2018 quasi jedes Jahr im Nachhinein eines der besten Investitionen weltweit. Kritiker sprechen von einer der größten Blasen, die es je gegeben hat. Das geschah allerdings bereits, als der Preis eines Bitcoins 10 € durchbrochen hatte, bei 100 €, 1.000 € und auch bei 10.000 €. Bis jetzt hatte der Markt eine andere Meinung.
Fakt ist: NIEMAND weiß, wie sich Bitcoins und andere Kryptowährungen in der Zukunft entwickeln werden. Eine neue Anlageklasse in dieser Form hat es einfach noch nie gegeben.
Ist es also wirklich so falsch, etwas in Bitcoin zu investieren?
Stell Dir folgende Situation vor: Jemand schenkt dir 20.000 Euro, knüpft die Auszahlung aber an folgende Bedingung: 18.000 Euro bekommst du sofort, 2.000 Euro darfst du investieren und bekommst das Ergebnis erst in 10 Jahren. Was würdest du machen?
1.) 2.000 Euros einfach in Bargeld lagern?
Dann hat man in 10 Jahren 20.000 Euro, aber wie viel kann man dann noch damit kaufen? *hust inflation*
2.) Festgeldkonto oder weltweit gestreuten Aktien-Indexfonds kaufen?
Eine sicherlich vernünftige Entscheidung, schließlich ist die Gefahr eines Totalverlusts gering, und wenn es nicht ganz blöd läuft, hat man am Ende der 10 Jahre vielleicht 22.500 Euro.
3.) Nachdem du die 18.000 Euro eh schon sicher hast, steckst Du 2.000 Euro in eine spekulative Anlage wie Bitcoin
In 10 Jahren sind die zusätzlichen 2.000 entweder weg (war alles nur ein Hype) oder sehr viel mehr wert (weil das Konzept Kryptowährungen aufgeht). Etwas dazwischen gibt es quasi nicht.
Selbst für den risikoscheusten Anleger schaut die dritte Methode auf einmal sehr attraktiv aus. Warum ist das so? Weil die Situation das Risiko eliminiert hat. In jedem Fall geht man mit 18.000 Euro mehr aus der ganzen Sache raus, unter Umständen mit deutlich mehr.
Die Frage ob man in Bitcoins oder andere Kryptowährungen investieren sollte, hängt also von der persönlichen Einstellung zu Risiko ab.
Risikoempfinden ist aber nicht alles. Auch Investmententscheidungen mit sehr geringem Risiko machen keinen Sinn, wenn der Erwartungswert negativ ist (siehe Erklärung). Niemand würde zum Beispiel folgende Wette eingehen: Man würfelt mit 2 Würfeln, bei jeder Zahl, die man würfelt, bekommt man 1 Euro, würfelt man aber zwei Sechsen, verliert man 1 Mio Euro. Geringes Risiko aber deutlich negativer Erwartungswert: 35 * 1 Euro + 1 * (-1 Mio Euro) / 36 = -27.000 Euro Erwartungswert.
Für eine gute Investmententscheidung braucht man also einen positiven Erwartungswert.
Der dritte Faktor, der eine Rolle bei der Entscheidung spielt, ist der Schaden bei einem Totalverlust: Jeder Millionär würde bei einem Spiel eine Münze werfen, bei dem er bei “Kopf” 1.000 Euro verliert und bei “Zahl” 3.000 Euro gewinnt (positiver Erwartungswert).
Jemand, der 50.000 Euro für die Rente gespart hat, würde seine Rente aber wohl nicht bei einem Münzwurf aufs Spiel setzen, selbst wenn er bei “Zahl” 500.000 Euro bekommt (deutlich positiver Erwartungwert).
Was hat das alles mit Bitcoin zu tun?
Zwei der drei oben genannten Faktoren sind bei der Entscheidung, ob man in Bitcoin investieren sollte, bekannt:
– die eigene Risikoaffinität.
– der Betrag, der im schlimmsten Fall keinen großen Schaden anrichten würde.
Nicht bekannt ist lediglich, ob die Investition in Bitcoin einen positiven Erwartungswert hat oder nicht. Sonst wär’s ja auch zu einfach. Diesen Erwartungswert kann man jedoch für sich selbst berechnen, wenn man auf bestimmte Ereignisse spekuliert:
Erwartungswert für Olli Optimist, der für 1.000 Euro Bitcoins kauft
Olli Optimist hat in 2013 das Finanzsystem satt, als er über Bitcoin stolpert (damals beim Kurs von 100 €). Er informiert sich und denkt sich “das könnte eine Lösung sein”. Er ist aber Realist genug zu sehen, dass Bitcoin noch sehr jung ist. Er ist der Überzeugung, dass die Chance, dass das Ganze scheitert, bestimmt bei 70 % liegt. Falls es aber klappt, ist ein Kurs von 2.000 Euro drin. Er investiert 1.000 Euro. Denn er hat bei diesen Annahmen einen deutlich positiven Erwartungswert von 4.700 Euro. Außerdem tun ihm die 1.000 Euro bei einem Totalverlust nicht weh.
So ist seine Einschätzung und der Erwartungswert für die Jahre 2013, 2016 und 2017:
Jahr | Bitcoin Kurs | Chance auf Totalverlust | Chance auf Erfolg | Kurs im Erfolgsfall | Erwartungswert |
---|---|---|---|---|---|
2013 | 100 € | 70 % | 30 % | 2.000 € | + 4.700 € |
2016 | 1.000 € | 50 % | 50 % | 10.000 € | + 3.500 € |
2017 | 10.000 € | 20 % | 80 % | 50.000 € | + 2.200 € |
Erwartungswert für Pauli Pessimist, der die Finger von Bitcoin lässt
Auch Pauli Pessimist hört in 2013 das erste Mal von Bitcoin und denkt sich: Was für ein Käse, das klappt nie. Entsprechend geht er zu 95 % davon aus, dass Bitcoin bald nichts mehr wert sind, räumt aber eine Restchance von 5 % ein, dass die Blase noch auf 1.000 Euro weitergeht. Natürlich investiert er zu Recht nicht, denn sein Erwartungswert ist mit -550 Euro (bei 1.000 Euro Einsatz). Auch die folgenden Jahre sieht er keine Zukunft:
So ist seine Einschätzung und der Erwartungswert für die Jahre 2013, 2016 und 2017:
Jahr | Bitcoin Kurs | Chance auf Totalverlust | Chance auf Erfolg | Kurs im Erfolgsfall | Erwartungswert |
---|---|---|---|---|---|
2013 | 100 € | 95 % | 5 % | 1.000 € | - 550 € |
2016 | 1.000 € | 95 % | 5 % | 5.000 € | - 800 € |
2017 | 10.000 € | 95 % | 5 % | 20.000 € | - 950 € |
Sowohl Olli als auch Pauli haben zum jeweiligen Zeitpunkt die für sie richtige Entscheidung getroffen!
Wie der Kurs sich im Endeffekt entwickelt hat ist irrelevant. Es zählt der Erwartungswert.
Totalverlust möglich? Allerdings! Aber das spielt keine Rolle!
“Finanzaufsicht warnt vor Totalverlust bei Bitcoin” lautet nur eine von vielen warnenden Hinweisen zum Thema Bitcoin. Auch wenn die Finanzaufsicht damit natürlich Recht hat, zeigen oben genannte Beispiele, dass dies kein Grund ist, Bitcoin und andere Kryptowährungen als Anlagemöglichkeit zu verteufeln.
Das ist nichts anderes, als wenn Investoren in Startups investieren. 90 % aller Startups scheitern und bedeuten somit den Totalverlust für die Investoren. Warum investieren (heißt in dem Fall komischerweise nicht “spekulieren”) Venture Capital Unternehmen trotzdem in Startups? Positiver Erwartungswert! Wenn nur ein 1 % der Startups zum neuen Facebook, Google etc. werden, hat sich die Investitionen mehr als gelohnt. Genau wie solche Investitionen sind auch Kryptowährungen eine typische High Risk / High Reward Situation.
Fazit
Niemand weiß, wie sich das Thema Bitcoin und Kryptowährungen in den nächsten Jahren entwickelt. Es kann alles kollabieren oder bestehenden Anlageklassen einen großen Teil des Investitionsvolumen ablaufen. Solange man seine persönliche Investmententscheidungen auf einem positiven Erwartungswert basiert und das Risiko bekannt ist, ist es eine gute Idee, Bitcoins zu kaufen.
Daher nochmal wichtig:
Investiere in Bitcoin oder andere Kryptowährungen nur Summen, die Du im Falle eines Totalverlusts verkraften kannst!